Waren Sie schon einmal bei der Stauberatung?
Sehen Sie – wir auch nicht. Womöglich wäre dann alles anders gekommen.

Es war an einem Dienstag in den Sommerferien. Unsere Familie reiste in Erwartung einiger schöner Urlaubstage mit dem Auto Richtung Norden. Gut gelaunt stimmten wir in den ein oder anderen Radiohit mit ein. Einzig der freundliche Moderator mit seinen Verkehrsinformationen, die uns zum Glück nicht betrafen, unterbrach unsere Sangesfreude. Die Landschaft wandelte sich langsam von bergig zu platt und es ging zügig voran. Im Vorbeifahren fiel mein Blick auf ein unbekanntes Schild am Fahrbahnrand: „Stauberatung 13.00–18.00  Uhr“. Aha!

Kurz schwirrten mir diverse Gedanken über Sinn und Zweck einer solchen Einrichtung durch den Kopf. Hm, nie gehört! Ein Scherz? Lächelnd vergaß ich den Hinweis und freute mich auf unser immer näher rückendes Urlaubsziel.

Zwei Stunden später …

… war das Lächeln in meinem Gesicht einem gequälten Ausdruck gewichen. Wir zuckelten eingepfercht zwischen einem Marmeladen-LKW und einem Tierlebendtransport mit kaum wahrnehmbarer Geschwindigkeit auf das „Maschener Kreuz“ zu. Der Proviant, inklusive des reichhaltigen Getränkevorrats, war bereits aufgebraucht, wobei sich besonders die üppige Flüssigkeitszufuhr später als kolossaler Fehler herausstellen sollte.

Die Stimmungskanone im Radio konnte die Situation nun auch nicht mehr retten und hatte scheinbar noch nichts von der inzwischen 16 Kilometer langen Blechkolonne mitbekommen.
Wir checkten die nächste Abfahrtmöglichkeit. Erst in 12 Kilometern. Oh weh! Die Auswahl an Parkplätzen, Seitenstreifen oder wahlweise Büschen für wirklich „dringende Geschäfte“ war verschwindend gering. Und haben Sie als Frau schon mal entspannt zwischen LKW, Leitplanke und Gebüsch gehockt?

In diesem Moment …

… fiel mir die Stauberatung wieder ein. Vielleicht hätten wir wählen dürfen: Baustellenbedingter Stau, Stau durch Unfall oder durch Schaulustige, Stau einfach so oder durch Fußgänger und Gegenstände auf der Fahrbahn. Stau mit oder ohne Umleitung, mit oder ohne Verpflegung und Dixieklo, moralische Aufmunterung und Stauprognose. Tja, wären wir dort mal abgebogen. Was auch immer bei einer Stauberatung passiert, wir haben es an diesem Tag nicht mehr erfahren.

Wir rollten müde, durstig und mit dem dringenden Wunsch auf ein „Stilles Örtchen“ im Schritttempo der nächsten Ausfahrt entgegen. Nach weiteren quälenden 1,5 Stunden, in denen wir konzentriert schwiegen, war die ersehnte Abfahrt endlich in Sicht.

Schwungvoll setzten wir den Blinker und beschlossen feierlich: Das nächste Mal nehmen wir den Zug oder einen Flieger Richtung Urlaub. Oder: Wir folgen unterwegs erstmal entspannt den Schildern der Stauberatung und schauen was passiert.