Es geht doch nichts über einen leckeren Latte Macchiato am Morgen. Er belebt die Sinne, ist schön heiß und sieht auch noch gut aus.


Das Wunder der Technik, das dieses hervorragende Getränk jeden Morgen zubereitet, steht majestätisch in unserer Küche. Seit mehreren Jahren verwöhnt es uns mit den unterschiedlichsten Heißgetränken. Letzte Woche allerdings hatte ich den Eindruck, dass ein mir doch sehr unbekanntes Geräusch das vertraute Brodeln störte.

Beim genaueren Hinsehen lief der Kaffee nicht aus der dafür vorgesehenen Tülle, sondern aus diversen Schweißnähten am Gerät. „Oh Schreck, das sah nicht gut aus!“

Ich musste der bitteren Wahrheit ins Gesicht sehen.

Bevor das Gerät den womöglich allerletzten Dampf ausstieß, war ein Anruf beim Kundenservice unumgänglich: „Ja, nee gute Frau, weiß ich nu auch nicht, wo der Defekt liecht, is aber kein Problem, Ersatzteile hamwer noch da für das alte Ding, wird ja schon nich mehr hergestellt … schicken se se ma rein neh, ich mach dann ma nen Kostenvoranschlag.“

Schweren Herzens brachte ich also mein Maschinchen auf Hochglanz und schickte es per Post zum Kundenservice: Reparatur oder Todesurteil?

Am nächsten Morgen stierte mich die gähnend leere Küchenablage gelangweilt an. Dunkel erinnerte ich mich an den Kaffeefilter zum Selbstaufschütten … doch nach ein paar Schlucken war schnell klar: Kein Vergleich, dann lieber Tee.

Einen Tag später: Ich hatte die Hoffnung auf ansatzweise guten Kaffee noch nicht aufgegeben und rödelte die Filter-Kaffeemaschine aus dem Keller. Normalerweise nutzen wir sie nur bei größeren feierlichen Anlässen wie Konfirmationen oder Geburtstagen. Und was soll ich sagen? Sah ganz gut aus – aber: Ging gar nicht!

Sehnsüchtig rief ich meine E-Mails ab. Irgendwann musste dieser Kostenvoranschlag doch eintreffen. Nichts!


Der fünfte Tag ohne akzeptablen Kaffeegenuss:

In der hintersten Ecke des Küchenschrankes versteckte sich noch ein Tütchen Capuccino mit Kakao „extra cremig“: Gut, einen Versuch war es wert. Aber, ach du je! Die Geschmacksverstärker waren, sogar für den Laien, einzeln herauszuschmecken und der Milchschaum fiel nach einer Minute leise in sich zusammen. Schluchz!

Tag sechs ohne erwähnenswert leckeren Wachmacher begann.


Noch immer keine E-Mail mit Kostenvoranschlag. So langsam kamen mir Bedenken, ob noch Hoffnung auf ein „Überleben“ meines Kaffeebraumeisters bestand. Ich beschloss, mich schon mal nach einem Nachfolger umzusehen. Bei der Gelegenheit kam ich wenigstens in den Genuss, den Kaffee diverser Maschinen testen zu dürfen.

Die freundliche Elektronikmarktmitarbeiterin wurde nicht müde, mir die unterschiedlichsten Geräte-Varianten vorzuführen und bombardierte mich mit Begriffen wie: One-Touch-Zubereitung, Mahlgradeinstellung oder innovative Cream-Center-Milchdüse.

Ja, lecker war es schon, das Gebräu des „italienischen Kaffeekünstlers.“ Allerdings nicht nur lecker, sondern auch maximal kostenintensiv, sozusagen der „Mercedes unter den Kaffeevollautomaten.“

Tag 7: Endlich! Zitternd öffnete ich die ersehnte E-Mail: „Sehr geehrte Frau Tyls, die Reparatur Ihres Kaffeeautomaten lohnt sich … bis nächste Woche fertig gestellt.“
„Na wunderbar!“, ich atmete langsam aus. Gerade noch mal davon gekommen!

Zur Feier des Tages gönnte ich mir einen leckeren Latte Macchiato im Eiscafe. Demnächst dann auch wieder in der eigenen Küche.