
Wolf Haas, Wackelkontakt
Beim bloßen Anblick dieser Lektüre wird mir schwindelig.
Fast bin ich geneigt, das Buch wieder ins Regal zu stellen, doch der Inhalt auf der gut lesbaren Rückseite klingt so raffiniert, dass er gelesen werden muss.
Der Trauerredner Franz Escher sitzt in seiner bescheidenen Wohnung und wartet auf den Elektriker. Die Steckdose in seiner Küche hat einen Wackelkontakt und die Keramikfassung war im Laufe der Zeit in mehrere Teile zerbrochen – schon eine Weile lebt Escher mit diesem gefährlich aussehenden Provisorium. Jetzt soll endlich Abhilfe geschaffen werden.
Escher war kein übertrieben ungeduldiger Mensch, aber er mochte es nicht, wenn er zu viel Muße hatte und anfing über sein Leben nachzudenken. Sein Hirn ging dann überflüssigen Fragen nach …
Um sich die Wartezeit zu vertreiben, puzzelt er ein 1000-Teile-Puzzle fertig, und liest schließlich ein Buch, das von dem Mafia-Kronzeugen Elio Russo handelt.
Elio Russo sitzt im Gefängnis und hat große Angst um sein Leben. Er ist für das Zeugenschutzprogramm vorgesehen und wartet in diesem Moment auf seine Entlassung.
Um sich die Wartezeit zu vertreiben, liest er ebenfalls ein Buch. Es handelt von einem gewissen Franz Escher, der in seiner Wohnung auf den Elektriker wartet. Seine Steckdose hat einen Wackelkontakt.
Und dann beginnt das Verwirrspiel!
Wolf Haas schafft es, zwei komplett verschiedene Geschichten gleichzeitig zu erzählen. Dabei vermischt er völlig selbstverständlich die Genres. Erzählung, Krimi und Familiengeschichte ergeben einen absurden Cocktail, bei dem man sich gut unterhalten fühlt.
Ein unkomplizierter, aber dennoch interessanter Schreibstil, der zum Weiterlesen verführt.
Der Roman lässt sich flüssig lesen und ist von überraschenden Wendungen geprägt. Viele Textstellen sind detailverliebt und durchaus anspruchsvoll und spannend geschrieben. Während des Lesens fragt man sich, wie die Geschichte der sehr unterschiedlichen Protagonisten überhaupt schlüssig enden kann, doch tatsächlich gibt es ein Finale, in dem alles zusammenpasst.
Diese skurrile Story ist ein echtes Lesevergnügen und ich kann sie wärmstens empfehlen. Eine coole Idee und definitiv mal was anderes!