Anika Landsteiner, So wie du mich kennst

Schon auf der ersten Seite bin ich mitten in der Geschichte:

Kurz vor Karlas Heimatdorf ist ihr Polo auf der Landstraße liegengeblieben, der Handyakku ist leer und sie muss die letzten Kilometer mit der Urne ihrer Schwester unter dem Arm zu ihrem Elternhaus laufen.

Marie starb bei einem Verkehrsunfall und soll nun in ihrem Heimatdorf in Unterfranken beerdigt werden.

Sie war erfolgreiche Fotografin, lebte in München, Boston und zuletzt in New York, während Karla als Journalistin ihrer Heimat treu geblieben ist. Trotz sehr unterschiedlicher Lebensentwicklungen standen die Schwestern sich ihr ganzes Leben lang sehr nahe, waren Seelenverwandte und Freundinnen und telefonierten häufig miteinander. Karla verbrachte ihren Urlaub Jahr für Jahr bei Marie in New York und jetzt scheint auch ihr eigenes Leben plötzlich stehengeblieben zu sein.

„Ich bin nicht ich ohne dich!“

Nach der Beerdigung reist Karla ein letztes Mal in die USA, um Maries Wohnung aufzulösen. Als sie Fotos findet, die sie verwirren und beunruhigen, beginnt sie sich zu fragen, wie gut sie Marie wirklich kannte.

Die Schwestern erzählen diese bewegende Beziehungsgeschichte abwechselnd jeweils in Ich-Form und beschreiben ihren Alltag und das Zusammenleben mit Familie, Freunden und Liebenden.
Das Leben scheint in bester Ordnung zu sein. Doch Karla erhält plötzlich einen Blick hinter die Fassaden. Sie entdeckt Gefühle, Erlebnisse und Verletzungen bei Menschen in ihrer unmittelbaren Nähe, die ihr Weltbild auf den Kopf stellen, sie überraschen, beschämen und erschrecken und mit denen sie nun umgehen muss.

„Warum reden wir den ganzen Tag und erzählen uns doch so wenig?“

So wie du mich kennst.

Spurensuche in Familie und Gesellschaft und ein Portrait zweier Frauen.
Ein berührendes, nachdenklich stimmendes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.