Iris Wolff, Die Unschärfe der Welt

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2020. Ein sehr lesenswerter Roman in einer ausdrucksstarken Sprache, die beeindruckende Bilder malt.

Die Unschärfe der Welt erzählt die Geschichte von sieben Menschen, die auf unterschiedlichste Weise miteinander verbunden sind und Spuren in den Lebenswegen der anderen hinterlassen. Vom Rumänien der Sechzigerjahre bis heute und über Ländergrenzen hinweg ist jedem Charakter ein Kapitel gewidmet. Am Ende entsteht durch die verschiedenen „Lebensschnipsel“ ein großes Ganzes.
Fast nebenbei bekommt man gesellschaftliche Ereignisse der Zeitgeschichte in einer sehr ruhigen und bildhaften Sprache erzählt.

Eine kleine Kostprobe:

„Es gab eine Zeit, die vorwärts eilte, und eine Zeit, die rückwärts lief. Eine Zeit, die im Kreis ging, und eine, die sich nicht bewegte, nie mehr war als ein einzelner Augenblick. In einem Buch beheimatet sein, im Fußball ein entscheidendes Tor schießen, von der Sonne einen Platz im Garten zugeteilt bekommen – das war Augenblickszeit, die Zeit, die Hannes suchte, die ihm lieber war als jene, die Stunden, Tage, Wochen aneinanderreihte, als gelte es, irgendwohin zu kommen.“

Eine Geschichte mit viel Gefühl zwischen den Zeilen und mit Momenten, die das Leben ausmachen. „Die Unschärfe der Welt“: poetisch und mit viel Atmosphäre. Einfach eintauchen und genießen!