
Beatrix Gerstberger, Die Hummerfrauen
Was für ein schönes Buch!
Für ein paar Tage war ich „Gast“ in Stone Harbor, einem kleinen Küstenort in Maine und las mich durch das Leben von Ann, Julie und Mina.
Ich ging gedanklich mit ihnen am Meer entlang und zum Hummerfischen, litt mit ihren Familientragödien und war entzückt von alten und neuen Liebschaften.
Die Geschichte wird in zwei unterschiedlichen Zeiten erzählt:
Im Jahr 1982, eines der vielen Jahre, in denen Minas Familie den Sommer in Stone Harbor verbrachte, und schließlich Minas Rückkehr nach einem Schicksalsschlag Anfang der 2000er Jahre.
Es handelt vom Leben der drei Frauen Ann (72), Julie (54) und Mina (28), die in Stone Harbor einander begegnen. Ihre Freundschaft, ihre Ideale und Entscheidungen und ihre sehr unterschiedlichen Charaktere, lassen den Alltag in dem kleinen Küstenort lebendig werden. Wir Leser*innen sind mittendrin.
Und es ist die Geschichte von Mina und Sam und ihren Familien. Sie kennen sich bereits seit ihrer Kindheit, mögen sich sehr und verbrachten auf der Insel unzählige, unbeschwerte Ferien.
Bis im Sommer 1982 etwas passiert sein musste. Von da an kam Minas Familie nie wieder nach Stone Harbor. Scheinbar waren sie damals das letzte Mal glücklich. Nun kehrt Mina zurück, um Antworten zu finden.
„Lebe in der Sonne, schwimme im Meer, trinke die wilde Luft.“
Ein vielschichtiges Buch über das Miteinander, Familien- und Frauenbande und die Gesellschaft. Ganz nebenbei lernt man sogar so einiges über das Hummerfischen.
Das Ende des Buches kam für mich etwas abrupt und wirkte zu schnell konstruiert. Sicher hätte sich eine elegantere, schlüssigere Lösung der Ereignisse gefunden.
Aber das ist natürlich Ansichtssache und vielleicht war in meinem Kopf ein anderer Ausgang der Dinge bereits vorprogrammiert.
Trotzdem hat mir die bildhafte Sprache und das Gesamtpaket sehr gut gefallen.
Man kann die salzige Meerluft riechen und den Wind spüren, man möchte in Karens Bäckerei Focaccia und Kaffee genießen und dem Dorftratsch zuhören, die Main Street heruntergehen und am Hafen den Fischern zusehen …
Kurz und gut:
Ein unterhaltsames, bildgewaltiges Buch mit Suchtpotenzial: mein Buch für diesen Sommer!