Stephan Schäfer, 25 letzte Sommer

Ich habe es an Himmelfahrt gelesen, somit war es in gewisser Weise ein Feiertagsbuch – auch inhaltlich!

Schon allein der Titel machte mich neugierig und nachdenklich.
25 letzte Sommer! Wie jetzt! Und dann? Ist alles vorbei? Das ganze, schöne Leben?

Das klingt kurz – 25 letzte Sommer!

Die Geschichte begann an einem Ferienhaus am See. 
Es war der Zufluchtsort aus dem Alltagstrott der Familie, hinaus aus der Stadt und hinein in die Natur. 
An diesem Wochenende war der Erzähler allein dort, weil der Rest der Familie andere Pläne hatte, und er hatte sich viel vorgenommen: 
Endlich einmal richtig entspannen, frische Luft, die Natur genießen, mal wieder joggen gehen und alles ganz bewusst wahrnehmen. 

Doch die Leichtigkeit wollte sich nicht so recht einstellen.

Physisch war er mitten im Paradies, aber gedanklich wollte sich sein Kopf so gar nicht vom Schreibtisch, den unbeantworteten Mails, den Rückrufen und den vielen privaten To do’s trennen. 

„Irgendwas war immer. Abarbeiten statt leben.“

Auf seiner Joggingrunde beschloss er spontan seine gewohnte Routine zu durchbrechen und zum See zu laufen. Warum nicht mal schwimmen gehen?
Ab diesem Moment wurde der Tag anders als erwartet. 
Am See traf er Karl, der gerade seine morgendliche Schwimmrunde beendet hatte und ihm ohne Umschweife sein Handtuch anbot. 

„Die erste Tasse Kaffee nach dem Baden ist die schönste des Tages. Ich lade dich herzlich ein. Mein Hof ist hier gleich um die Ecke.“

Damit begann ein Gespräch darüber, wieviel Leben tatsächlich im Leben ist. 
Wie verbringen wir unsere Tage, Monate und Jahre und die letzten 25 Sommer, die uns vielleicht noch bleiben?

Einzig das Ende der Geschichte hat mich etwas enttäuscht: Ist es nicht auch möglich, ohne einen vorausgegangenen Schicksalsschlag, den Karl der Kartoffelbauer hier erleben musste, jeden Moment wertzuschätzen? Ich hoffe, es bedarf nicht immer eines einschneidenden Erlebnisses, um Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren. 

Es muss nicht jedes Buch wahnsinnig viel Tiefgang haben oder nie dagewesene Lebensstrategien hervorbringen. Manchmal reicht auch einfach eine kleine Erinnerung, ein Weckruf, der den Leser Sinn und Qualität der eigenen Gegenwart wieder neu überdenken lässt. 

Eine wunderbare, kleine Lektüre über die Dinge im Leben, die wichtig sind, die uns tragen und mutig machen und uns daran erinnern, dass das Dasein wertvoll und vergänglich ist. 

Für mich war es ein herrliches und entspanntes Lesevergnügen, ein „kleiner Wachmacher“, den ich nicht aus der Hand legen konnte, bis die letzte Seite gelesen war.