Matt Haig, Die Mitternachtsbibliothek

Jedes Buch in den Regalen der unwirklichen Mitternachtsbibliothek von Matt Haig ist eine individuelle, eine andere, eine neue oder veränderte Version der eigenen Biografie.

Nora Seed bekommt die Möglichkeit, sie alle auszuprobieren, nachdem sie voller Verzweiflung beschlossen hatte, sich das Leben zu nehmen.
Sie landet plötzlich in der Mitternachtsbibliothek, in der es immer genau 0.00 Uhr ist. Ein Ort zwischen den Welten. Die freundliche Mrs. Elm, die damals ihre Schulbibliothekarin war, hilft ihr, sich in den Leben, die sie hätte führen können, zurechtzufinden. Also macht sich Nora auf den Weg.
Schnell stellt sie fest, dass auch die vermeintlich besseren Entscheidungen ihre negativen Seiten haben und es nicht den perfekten Lebensentwurf gibt.

Wenn das Leben ein Baum wäre, gäbe es vom Stamm betrachtet in Richtung Baumkrone Wege, die sich zusehends verzweigen. Wir müssen uns an der ersten Astgabelung für eine Richtung entscheiden und das Leben nimmt seinen Lauf. Bald gibt es eine neue Wahlmöglichkeit, die unsere Zukunft prägen wird. Manchmal sind es kleine, leichte und fast unbemerkte Richtungen, oft gibt es aber auch große, breite Wege, über die man lange nachdenkt, ob und bevor man sie geht. Und manchmal wird vom Schicksal entschieden und uns bleibt gar keine Wahl. Wir bereuen Entscheidungen, hadern mit uns oder sind glücklich und zufrieden, den ein oder anderen Weg gegangen zu sein.
Was wäre, wenn wir uns damals an den unterschiedlichen Weggabelungen anders entschieden hätten? Wie wäre unser Leben verlaufen? Wären wir anders/andere?

Wird Nora am Ende ihres Besuchs in der Bibliothek eine Daseinsalternative wählen oder kann sie sich nicht auch in ihrem echten Leben aufgehoben fühlen?

Für mich war es ein charmantes, inspirierendes Wohlfühlbuch mit einem uneingeschränkten „Ja – zum Leben“ und eine tolle Romanidee.
Die Geschichte ist lockerflockig an einem Wochenende zu „verschlingen“ und auf einen persönlichen Besuch in der Mitternachtsbibliothek wäre ich sehr neugierig.