John Boyne, Die Geschichte eines Lügners

Was für ein Buch! Ich kann gar nicht so genau sagen, ob es mich fasziniert oder doch einfach nur empört hat. Aber sehr gut war es in jedem Fall!
John Boyne erzählt die Geschichte von Maurice Swift. Er ist Schriftsteller auf dem Weg zu seinem großen Erfolg, denn den will er unbedingt.

Der Schreibstil seiner Texte ist großartig und das haben auch seine Kritiker erkannt. Erzählen war schon immer seine Stärke.
Aber leider hat Maurice Swift dieses eine kleine Problem: Er ist nicht in der Lage, eine eigene Idee für seine Werke zu entwickeln. Ein zündender Plot will ihm einfach nicht einfallen. Ein nicht unerhebliches Handicap für einen Autor.

Skrupellos ist er ständig auf der Suche nach einer vielversprechenden Geschichte.

Ein ganzes Leben lang nutzt er seine Mitmenschen aus, wittert in jedem Lebenslauf und in jeder Story seiner Schützlinge eine Idee, die seinen großen Durchbruch ermöglichen könnte. Dabei geht er wortwörtlich über Leichen und macht nicht einmal bei der eigenen Familie halt. Bei seinem persönlichen Feldzug ist er zu allem Überfluss noch so interessiert, charmant und gutaussehend, dass ihm alle Welt zu Füßen liegt.

Am Ende wird er bekommen, was er verdient. Doch selbst in der allerletzten Ausweglosigkeit schafft er es, seine Gefährten zu betrügen und sich wieder und wieder ins Gespräch zu bringen. Es ist zum Verrücktwerden!

Die gesamte Story las sich fast wie ein Krimi im Schriftstellermetier.

Der Protagonist ist ein richtiges Ekel, ein Gauner und Betrüger und es war nicht immer einfach mit diesem unangenehmen Egoisten meine Lesestunden zu verbringen. Aber mir gefällt Boynes Schreibstil, die sprachliche Klarheit, mit der er Geschichten schafft und sie immer wieder mit der richtigen Portion Humor und Spannung würzt. Das Buch ist in verschiedene Erzählperspektiven unterteilt, in denen unterschiedliche Personen in der ICH-Perspektive zu Wort kommen. Eine interessante und abwechslungsreiche Kombination.

Der Ausgang der Geschichte hat mich weitgehend versöhnt und die Gerechtigkeit zumindest teilweise siegen lassen.

Maurice Swift, Die Geschichte eines Lügners: Aufregend, großartig, empörend und zum Schreien ungerecht.